Noch grün und trocken statt braun und nass
Auch am Donnerstag spielt das Wetter samt schwül-warmem Klima mit. Nach einer ausgedehnten Nachtruhe, um die nächtliche Fahrt am Vortag auszugleichen, geht es für uns erst am späten Mittag langsam los. Den speziellen Auftritt von SEPULTURA mit dem sechzehnköpfigen Trommelgeschwader LES TAMBOURS DU BRONX will ich nicht verpassen. Den mächtigen und rhythmischen Sound der brasilianischen Combo, gepaart mit animalisch auf Tonnen eindreschenden, leicht bekleideten Franzosen, kann eigentlich nur eine passende Symbiose bedeuten. Wie zu erwarten war, reißt die Kombination mit wallender Resonanz nicht nur ihre größten Hits vom Zaun, sondern auch eine in meinen Ohren besonders gelungene Coverversion von THE PRODIGYs "Firestarter", womit es die Band sicher schafft, den eigentlich noch feucht-nassen Untergrund vor der Bühne leicht zum stauben zu bringen.
Auf dem Campinggelände ist an Staub allerdings nicht im entferntesten zu denken. Glücklicherweise halten sich die etwas zermatschten Fahrrinnen an den Wegkreuzungen in Grenzen und der restliche Untergrund federt, vollgesogen und Festgetreten wie er ist, angenehm bei jedem Schritt mit, ohne dass man Gefahr läuft zu versinken.
Auf diversen Bühnen finden in diesem Jahr auch erstmalig die sogenannten Wacken Slams statt, ganz im Sinne der immer beliebter werdenden Poetry Slams, die das reinste Kontrastprogramm zu den Konzerten bilden. Es ist schon ein leicht befremdliches Bild auf einem Metalfestival, wenn ein Pulk Menschen ruhig und aufmerksam lauschend vor einer Bühne steht, auf der gerade ein einsames Persönchen mit einem Stoß Blättern in der Hand Geschichten vorträgt. Der Erfolg verrät sich in immer wieder aufkeimenden Lachsalven, und zeigt, dass dieses Extra von einigen Dankbar angenommen wird.
Am späten Abend begeben sich die Wacken-Dauergäste VOLBEAT auf die True Metal Stage. Ganz zu meinem Leidwesen. Habe ich die Musik am Anfang der großen Karriere des dänischen "Elvis-Metal"-Export noch als interessanten neuen Stilmix empfunden, so kann mich Sänger Michael Schøn Poulsen mit seiner ewig gleich jaulenden Stimme mittlerweile regelrecht vom Platz jagen - was er in diesem Fall auch schafft. Da hilft auch kein Mille Petrozza (KREATOR) und kein Mark Greenway (NAPALM DEATH), die sich im laufe der Show auf die Bühne gesellen, um ihre Parts vom Album "Beyond Hell / Above Heaven" beizusteuern. Leider tönt das markante Stimmorgan samt immer gleichem Songaufbau als Begleitung, zu unserem nicht weit genug wegstehendem Zeltplatz rüber. An ein entspanntes Abendessen ist also nicht im geringsten zu denken... da hilft nur noch Whiskey-Cola.
Volbeat
Zeigt sich der Freitag anfangs noch von seiner besten Seite, sollen einem ab Mittag immer wiederkehrende Regenschauern das Open Air-Leben mies machen. Und das gefühlt immer genau dann, wenn man sich gerade auf dem Weg zu, oder auch gerade bei einem Konzert befindet.
Am frühen Nachmittag statten dem Open Air sogar die Niagarafälle höchstpersönlich einen Besuch ab, während wir uns im Biergarten an den hiesigen Getränken gütlich tun. Innerhalb von Sekunden erfüllen nicht mal mehr die Sonnenschirme ihren regenabweisenden Dienst, weil der starke Wind die Himmelfontänen quer durch die gedrängt kuschelnden Schutzsuchenden jagt. Doch Festivalgänger sind erprobt, was spontane und findige Konstruktionen angeht. Die ungeschützt stehenden und daher ungenutzten Biertische werden kurzerhand von ohnehin schon nassen Händen in die Senkrechte gestemmt und erfolgreich als Wind- und Wasserschutz umfunktioniert. Die Party geht in unserem kleinen Refugium unterdessen noch ausgelassener weiter.
Was für ein Naturschauspiel - Die Wacken-Fälle
(Autor(en): Saskia Z.)
Seite: